Die Corona-Zeit ist für mich bisher eine Zeit des Umdenkens in Sachen Ernährung gewesen. Ab September habe ich angefangen, auf Fleisch zu verzichten und nehme momentan am „Veganuary“ teil – ein Programm, welches durch Rezepte und Infomaterial dazu einlädt, einen Monat lang nur vegan zu essen. Dabei könnte der Zeitpunkt nicht günstiger sein, denn derzeit nehme ich wegen des Lockdowns so gut wie alle Mahlzeiten zu Hause ein und habe genug Zeit, um mir fast täglich etwas zu kochen. Trotzdem: Hätte mir jemand vor einem halben Jahr gesagt, dass ich nur wenige Monate später auch ganz glücklich ohne Fleisch in meinem Alltag bin, wäre das für mich unvorstellbar gewesen. Die Umstellung erschien mir zu groß, besonders im Hinblick einer veganen Ernährung: Ich dachte, ich müsste durch diesen Verzicht auch ein kleines Stück Lebensqualität aufgeben.

Teil 1: Aufklärung

Unsere Esskultur wird zunehmend von Abweichungen der traditionellen Hausmannskost geprägt. Obwohl ich mich in diesem Artikel nur auf den Veganismus beziehe, gibt es auch eine Vielzahl anderer Begriffe, die eine bestimmte Ernährungsweise definieren und sich noch nicht überall in unserer Gesellschaft etabliert haben. Um nun zu Beginn etwas Klarheit zu schaffen und dir auch in Zukunft das Verständnis dafür zu erleichtern, gibt es jetzt erst einmal eine Übersicht, hinter welcher hochtrabenden Bezeichung sich was verbirgt.

Omnivore

Umfasst den Verzehr von sowohl tierischen, wie auch pflanzlichen Lebensmitteln

ca. 87 Prozent der Deutschen sind Omnivore

Vegetarismus

Kein Verzehr von Fleisch- und Fischprodukten

ca. 9,6 Prozent der Deutschen sind Vegetarier*Innen

Prescetarismus

Kein Verzehr von Fleischpodukten, Fisch kann jedoch weiterhin gegessen werden

Keine Angabe

Flexitarismus

Gelegentlicher Verzehr von tierischen Produkten (auch Fisch & Fleisch) mit Schwerpunkt einer eher pflanzlichen Ernährung

Keine Angabe

Veganismus

Kein Verzehr von tierischen Lebensmitteln aller Art

ca. 1,6 Prozent der Deutschen sind Veganer*Innen

Frutarismus

Kein Verzehr von tierischen Produkten sowie Pflanzen, die bei der Lebensmittelver-arbeitung Schaden nehmen

Unter 1 Prozent der Deutschen sind Frutarier*Innen

Warum pflanzlich?

Die Motive für eine vegane (oder auch vegetarische) Ernährung sind eigentlich allgemein bekannt. Gesundheit, Umwelt, das Wohlergehen der Tiere: Die großen drei Top-Antworten wenn man eine*n Veganer*In nach dem Warum fragt. Vereinzelt hört man auch so etwas wie „Ich mag den Geschmack von Fleisch nicht“, allerdings bilden diese Leute wohl eher die Außnahme, denn nicht umsonst wächst der Markt für Fleischersatzprodukte immer weiter.

Man könnte auch argumentieren, dass sich der Veganismus in den letzten Jahren zu einem Trend entwickelt hat und einige Leute deshalb auf den Zug mit aufspringen. Dieser Punkt hat durchaus seine Richigkeit, vor allem in Bezug auf den Klimawandel. Da das Umweltbewusstsein vor allem jüngerer Leute durch Bewegungen wie Fridays For Future immer mehr geschärft wird, ist es in der Tat naheliegend, dass parallel dazu auch ein ökologisch wertvoller Lebensstil zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt.

Wie anfangs erwähnt, kann ein veganes Essverhalten durchaus auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen – wobei es dir vielleicht ähnlich wie mir geht und man die Auswirkungen einer solchen Ernährungsumstellung tendenziell ziemlich unterschätzt. Tatsächlich wird aber oft sogar über eine Verbindung zwischen einer stark tierisch bezogenen Ernährung und allgemeinen Volkskrankheiten wie Übergewicht und Herz-Kreislaufstörungen diskutiert. Grund dafür ist unter anderem der hohe Fettanteil in (vor allem verarbeitetem) Fleisch. Dabei soll Rind- und Schweinefleisch außerdem den Trimethylamin-N-oxid (TMAO) Gehalt im Darm um ein Vielfaches erhöhen, was Arteriosklerose (Verkalkung der Blutgefäße) nachweislich begünstigt.

Auch Diabetes-Patienten wird häufig eine pflanzliche Ernährung empfohlen, um den Cholesterin-Spiegel und Bluthochdruck zu mindern. Ein an Diabetes Typ 1 erkrankter Bekannter von mir konnte sogar seine Medikamente reduzieren, nachdem er tierische Produkte aus seinen täglichen Mahlzeiten gestrichen hatte. Seine Blutwerte haben sich nach dieser Veränderung schon nach wenigen Monaten drastisch verbessert.

Die Menge macht’s

Wo wir schon beim Thema Fleisch sind: Ich will gar nicht abstreiten, dass ein gesunder Konsum davon nicht wirklich gesundheitsschädigend ist. Im Gegenteil: Das darin enthaltene Eiweiß, Eisen und Vitamin-B versorgt den menschlichen Körper mit lebenswichtigen Nährstoffen. Vor allem das berühmte B12-Vitamin lässt sich für Veganer*Innen oft nicht zur Genüge über natürliche Lebensmitteln aufnehmen und sollte in Tropfen- oder Tablettenform supplementiert werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt insgesamt eine Menge von 300 bis maximal 600 Gramm Fleisch pro Woche und Person, was pro Jahr höchstens 31 Kilogramm entspricht. In Anbetracht dieses Ideals sind die tatsächlichen Zahlen ziemlich schockierend: Durchschnittlich konsumiert der Deutsche ganze 60 Kilogramm Fleisch im Jahr.

Jedoch möchte ich an dieser Stelle niemanden angreifen und den Veganismus nicht als totales Ideal darstellen. Denn nur weil man sich pflanzlich ernährt, heißt das nicht automatisch, dass alles was man zu sich nimmt, auch gesund und nachhaltig ist. Als Veganer*In kann man sich selbstverständlich ebenso einseitig und unausgeglichen ernähren, wie es bei Omnivoren möglich ist. Bei der immer weiter wachsenden Auswahl an veganen Fertigprodukten ist die Verführung auch hier stark, einfach auf diese bequeme Variante zurückzugreifen. In jedem Fall gilt also: Frische Zubereitung mit naturbelassenen Produkten steigert die Qualität des Essens.

Meine Motivation

Wenn ein begrenzter Fleischkonsum gesund ist und eine vegane Ernährung mit viel Planung und Verzicht zutun hat, warum sollte ich diesen Weg dann einschlagen? Zugegebenermaßen liegt es bei mir nicht primär am Tierwohl, zumindest nicht nur. Klar möchte ich die Haltungsformen von Masttieren nicht unterstützen – weil sie darauf ausgerichtet sind, möglichst viel Vieh zu schlachten und auszubeuten, um die Nachfrage der Konsumenten zu befriedigen. Und das meist ohne Rücksicht auf Verluste gegenüber der Gesundheit der Tiere.

Natürlich gibt es vor allem hier in MV die Möglichkeit, regionales Fleisch von Landwirten zu kaufen, bei denen es den Nutztieren deutlich besser geht als in größeren Mastbetrieben. Studien belegen, dass bereits einige Fleischkonsumenten Bio-Fleisch aus Freilandhaltung kaufen und dafür auch tendenziell mehr Geld ausgeben, was ich richtig gut finde. Aber stell dir mal vor, fast alle Omnivore in Deutschland würden tatsächlich nur Fleisch aus Freilandhaltung essen – das wäre rein logistisch betrachtet gar nicht möglich.

Was nicht heißt, dass wir nicht schon jetzt den Bestand natürlicher Rohstoffe für die Herstellung tierischer Produkte strapazieren. Wälder werden gerodet, um mehr Futterpflanzen für die Nutztiere anbauen zu können. Enorme Mengen Wasser gehen zur Herstellung von tierischen Lebensmitteln drauf. Ellenlange Transportwege müssen im Rahmen der Produktionsketten zurückgelegt werden. Dieses ganze Hintergrundgeschehen ist uns beim Konsumieren gar nicht so richtig bewusst und spielt in unserem Alltag auch keine elementare Rolle. Doch durch eben diese Einstellung verlieren wir meiner Meinung nach immer mehr den Respekt vor dem, was uns von Natur aus zur Verfügung steht – was dazu führt, dass wir uns viel mehr nehmen, als wir eigentlich brauchen.

Es kommt mir so vor, als wäre die Klimabelastung durch Fleischindustrie und Nutztierhaltung noch zu vielen Menschen egal, was für mich wiederum der Hauptgrund für eine pflanzliche Ernährung ist. Im Grunde bin ich zwar kein Fan davon, mich zu hundert Prozent einem Ernährungs- oder Lebensstil zu verschreiben und dann von anderen Leuten in eine Schublade gesteckt zu werden. Aber in dem Fall ist mir das immer noch lieber, als die Problematiken des Fleischessens mit schlechtem Gewissen zu ignorieren, wenn es doch auch anders geht.

Teil 2: Vegan ins neue Jahr

Wie schwer fällt die Umstellung?

Nach all diesen Informationen stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie alltagstauglich die vegane Ernährung in der Praxis tatsächlich ist. Da ich zuvor schon größtenteils vegetarisch unterwegs war, fiel mir der Cut zum Veganismus nicht allzu schwer. Natürlich muss man sich viel genauer mit einzelnen Zutatenlisten auseinandersetzen und sich über eine ausgewogene Nährstoffzufuhr informieren. Heißt also: Wie oft muss ich was essen, um beispielsweise genügend Eisen, Vitamine und Kalzium zu mir zu nehmen?

Das mag für manch einen ziemlich aufwändig klingen, ist aber reine Übungssache. Denn wenn man erst eine Routine entwickelt hat und weiß, wie und mit welchen Lebensmitteln man etwas Leckeres kochen kann, gewöhnt man sich schneller als gedacht an den neuen Ernährungsstil. Die Vielzahl an Alternativprodukten im Supermarkt erleichtern die Umstellung und unterbinden das Vorurteil, dass Veganer*Innen nur Salat und Möhren essen. Zudem findet man im Internet auch hunderte von Rezepten, für die man sich nicht den halben Tag lang hinter den Herd klemmen muss. Geschmacklich kann ich den Großteil davon definitiv weiterempfehlen – auch, wenn man kein*e Veganer*In ist.

Zurück zum Veganuary: Eine Freundin von mir hat dieses kleine Experiment mit mir zusammen durchgezogen und vorher weder auf Fleisch verzichtet noch auf Milch oder Ei, womit sie in einer anderen Ausgangssituation war als ich. Wir konnten uns den Monat über gegenseitig motivieren und austauschen, was für eine Ernährungsumstellung auf jeden Fall empfehlenswert ist. Der Veganuary hat uns beide motiviert, auch nachfolgend mehr auf das zu achten, was wir Tag für Tag zu uns nehmen. Während ich versuche, weiterhin vegan zu essen, ist sie nun zur Vegetarierin geworden – wobei wir Ausnahmen davon natürlich nicht ausschließen.

Teil 3: Fazit

Der Veganismus erfreut sich in unserer Gesellschaft immer größerer Beliebtheit und wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf unsere Umwelt aus. Da sich der Fleischkonsum auch zunehmend zu einer ethischen Grundfrage entwickelt, stehen dem Gedanken einer pflanzlichen Ernährung jedoch auch viele Menschen kritisch oder ablehnend gegenüber. Fakt ist: Man kann bzw. sollte niemandem einen veganen Lebensstil aufzwingen, schließlich muss jeder eine solche Entscheidung aus eigener Motivation heraus treffen.

Trotzdem lohnt es sich in jedem Fall, genauer über das Bescheid zu wissen, was man tagtäglich zu sich nimmt, um daraus seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Im Alltag lässt sich der Verzicht von tierischen Produkten aber nicht immer optimal mit einem Restaurantbesuch oder einem Grillabend unter Freunden vereinen. Unabhängig davon konnte ich einiges aus den letzten Wochen lernen: Unter anderem, dass veganes Essen vielseitiger ist, als ich vorher annahm – und dass ich dadurch nichts an Lebensqualität aufgeben muss.

Wie stehst du zu dem Thema? Falls du Fragen oder Gedanken teilen möchtest, kannst du mir wie immer gern eine Nachricht schreiben ☺

Mein Weg in den Veganismus

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2 Gedanken zu „Mein Weg in den Veganismus

  1. Hey Caro, magst du das Rezept für die Cookies teilen? Die sehen echt lecker aus auf dem Foto 🙂
    Abgesehen davon, hast du bestimmte Lieblingsrezepte die du vom Veganuary empfehlen kannst?

    1. Ja, die Kekse sind wirklich mega lecker!☺
      Für den Teig brauchst du 200g Mehl, 90g Zucker, 125g pflanzliche Butter, Vanillinzucker, bisschen Salz & 1TL Backpulver. Für die Konsistenz könnte man als Eiersatz auch noch etwas Apfelmus zugeben. Das Ganze muss dann mit Schokotropfen vermischt werden und kommt für 10-15min in den Ofen bei 180°.
      Ansonsten kann ich auf jeden Fall vegane Lasagne mit Sojaschnetzel empfehlen und alles mögliche an Currys☺

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